Jobsharing: Geteilte Verantwortung und geballte Kompetenz

Jobsharing: Geteilte Verantwortung und geballte Kompetenz

Jobsharing erfreut sich wachsender Beliebtheit auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitnehmende und – gebende profitieren vom flexiblen Arbeitszeitmodell. Wie funktioniert Jobsharing, welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich und ist es für dich geeignet?

Was ist Jobsharing?

Jobsharing (deutsch: Arbeitsplatzteilung) ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich mindestens zwei Mitarbeitende eine Vollzeitstelle teilen. Der Unterschied zu klassischer Teilzeitarbeit liegt darin, dass sich die Arbeitnehmenden die gleiche Stelle und damit die Aufgaben und Verantwortung teilen.

Arbeitszeit und -dauer werden selbstständig gestaltet, solange gemeinsam die vertraglich festgelegte Gesamtarbeitszeit erfüllt wird. Ein klassisches Modell ist die 50/50 Aufteilung einer 100%-Stelle. Ebenso sind Konstellationen wie 40/60 oder 30/70 umsetzbar. Ein:e Mitarbeiter:in arbeitet beispielsweise montags und dienstags und der/die andere den Rest der Arbeitswoche, von Mittwoch bis Freitag.

Neben einer tageweisen ist eine stunden-, wochen- oder monatsweise Zeitaufteilung denkbar. Die Jobsharer können sich auch eine >100% Stelle teilen, indem beide eine 60%-Stelle oder mehr übernehmen. Diese Variante ist besonders bei Führungspositionen, wie Abteilungs-, Bereichs- und Teamleitung, üblich. Überschneiden sich die Arbeitszeiten, kann der gemeinsame Tag zur Übergabe genutzt werden. Die genaue Aufteilung bestimmen die Mitarbeitenden in Absprache mit dem Arbeitgebenden. Feste Zeiten sind empfehlenswert, damit Kolleg:innen und Vorgesetzte wissen, wer zu welcher Zeit erreichbar ist.

Arten von Jobsharing

Es wird zwischen zwei Arten von Jobsharing unterschieden: Pure und Hybrid Jobsharing. Bei ersterem besetzen die Arbeitnehmenden mit ähnlichen Kompetenzen gemeinsam eine Vollzeitstelle und teilen sich eine Rolle. Bei der zweiten Variante bilden Arbeitnehmende mit unterschiedlichen Stärken ein Tandem und teilen die Aufgaben je nach Kompetenz untereinander auf. In beiden Fällen ist eine enge Zusammenarbeit Grundvoraussetzung für erfolgreiches Jobsharing.

HR-Trend Jobsharing: Was sagen Arbeitnehmende und -gebende?

In den letzten Jahren ist ein Trend zu flexiblen Arbeitszeitmodellen erkennbar. 49% der Erwerbstätigen in Deutschland gaben 2019 an, vollständig oder teilweise flexible Arbeitszeiten zu haben. Im EU-Vergleich liegt Deutschland damit vorne. Auch bei der Zahl der in Teilzeit Angestellten liegt Deutschland über dem EU-Durchschnitt.

Die Corona-Pandemie hat bei Arbeitnehmenden den Wunsch und die Notwendigkeit nach höherer Flexibilität verstärkt. Arbeitnehmende wünschen sich Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bei der Arbeitsplanung für eine gesunde Work-Life-Balance. Unternehmen müssen sich anpassen und gehen mit Jobsharing neue Wege. So bleiben sie um auf dem Arbeitsmarkt attraktiver und halten Fachpersonal.

Die Vor- und Nachteile von Jobsharing

Für Arbeitnehmende, wie für Arbeitgebende, bietet Jobsharing viele Vorteile:

  • Arbeitnehmende gestalten ihre Arbeitszeit und -dauer individuell und passend zu ihren Lebensumständen.
  • Unternehmen profitieren von den gebündelten Kompetenzen und der Synergie der Arbeitnehmenden.
  • Fällt ein Mitarbeitender aus, springt der/die Sharing-Partner:in ein.
  • Arbeitgebende sind attraktiver für neues Personal und können Mitarbeitende durch diese Zusatzleistung halten.
  • Eine Doppelbesetzung bedeutet zumeist höhere Produktivität und höheres Engagement. Jobsharer arbeiten dank ihrer reduzierten Arbeitszeit effizienter und übernehmen Aufgaben nach ihren individuellen Stärken.
  • Beim hybriden Modell werden anspruchsvolle Stellen mit zwei oder mehr Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Kompetenzen bedarfsgerechter besetzt.
  • Verlässt ein Jobsharer das Unternehmen, ist die Einarbeitung durch den/die Zurückbleibende:n einfacher.

Wie jedes andere Arbeitszeitmodell birgt Jobsharing auch Risiken und Herausforderungen für beide Seiten:

  • Jobsharing bedeutet einen hohen Kommunikationsaufwand für Arbeitnehmende.
  • Der Planungsaufwand ist höher: Wer arbeitet wann und erledigt welche Aufgaben?
  • Scheidet ein Jobsharer aus, ist die Neubesetzung des Tandems schwieriger.
  • Besonders bei einer geteilten Führungsposition (Top-Sharing genannt), sollten die Sharing-Partner:innen sich gut verstehen und am gleichen Strang ziehen. Der Erfolg steht und fällt mit der Zusammenstellung eines kompatiblen Jobsharing-Teams.
  • Für den Arbeitgebenden fallen wegen der Sozialabgaben und bei Überschneidungen von Arbeitszeiten höhere Kosten an.

Für wen ist Jobsharing geeignet?

Jobsharing ist eine attraktive Option für dich, wenn du dir eine höhere Flexibilität wünschst und offen für eine Teilzeitstelle bist. Du solltest kommunikationsstark und kompromissbereit sein. Wer bereit ist, im Team zu arbeiten, ist für Jobsharing geeignet.

Es liegt nicht nur an dir, ob die Arbeitsplatzteilung ein Erfolg wird oder in deinem Unternehmen überhaupt möglich ist. Nicht zu jedem Unternehmen passt Jobsharing. Die Unternehmenswerte müssen mit den Werten von Jobsharing übereinstimmen. Im Unternehmen müssen der entsprechende strukturelle Rahmen und die Kapazitäten vorhanden sein.

Bietet dein Unternehmen Jobsharing noch nicht an, kannst du dich mit deinen Vorgesetzten zusammenzusetzen und diese Lösung vorschlagen. Grundsätzlich ist Jobsharing in vielen Branchen realisierbar. Besonders in Pflegeberufen und bei Ärzt:innen ist Jobsharing verbreitet.


16. Juni 2022 16.06.22
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