Martinsclub: Sinnvoll und verdammt wichtig

Heilerziehungspflege beim Martinsclub: Lilli Krompholz ermöglicht behinderten Menschen ein selbstständiges Leben

Bremen. Schwierige Entscheidungen in schwierigen Zeiten: Wohin soll es angesichts einer ungewissen Weltlage beruflich gehen? Vor dieser Frage stand auch Lilli Krompholz vor einiger Zeit. Entschieden hat sie sich fürs Sozialwesen, sie macht eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin beim Martinsclub Bremen e. V. „Auch, wenn es etwas platt klingt: Ich arbeite einfach gerne mit Menschen und ich will etwas Sinnvolles, etwas Nachhaltiges in meinem Berufsleben machen“, begründet die 20-Jährige ihre Entscheidung. Dem voraus ging ein Freiwilliges soziales Jahr, in dem sie sich um behinderte Kinder kümmerte. Diese Erfahrung festigte ihren Berufswunsch. In der Heilerziehungspflege, kurz HEP genannt, lernt sie nun, Menschen mit einer körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigung in allen Lebenslagen zu unterstützen. „Die Pflege ist ein Hauptbestandteil der Arbeit, aber der Job geht weit darüber hinaus. Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Freizeitgestaltung, Kochen, das eigene Zuhause sauberhalten, Arztbesuche und Behördengänge oder die Klärung juristischer Dinge – in all diesen Dingen unterstütze ich die Klientinnen und Klienten. Es ist alles darauf ausgerichtet, Menschen mit einer Behinderung zu einem selbstständigen Leben zu verhelfen. Die Arbeit ist also nicht nur vielfältig, sondern auch verdammt wichtig“, findet Krompholz.

Fachkräfte werden mit Kusshand genommen

Beim Martinsclub ist ihr aktuelles Einsatzfeld das Ambulant betreute Wohnen in der Bremer Neustadt. Heißt: Krompholz kümmert sich um Menschen mit einer Beeinträchtigung, die alleine wohnen und bei Bedarf Hilfe anfordern. Im Verlauf der dreijährigen Ausbildung wechseln die Tätigkeitsbereiche, sodass sich Krompholz einen Überblick über alle relevanten Bereiche beim Martinsclub verschaffen kann, etwa die Schulassistenz oder den Bildungs- und Freizeitbereich. „Das ist eine gute Möglichkeit, weitere Felder der Behindertenhilfe kennenzulernen und so viel Wissen wie möglich mitzunehmen“, meint sie. Daneben sorgt der Martinsclub zusätzlich für Weiterbildungsangebote, um die Auszubildenden so gut wie möglich aufs Berufsleben vorzubereiten. Doch trotz sinnstiftender Tätigkeit und Arbeit nah am Menschen wird es häufig stressig, denn der Fachkräftemangel schlägt im Sozialwesen voll durch: „Das merkt man schon, immer wieder fallen Kolleginnen und Kollegen aus, man muss oft einspringen und sich gegenseitig helfen. Da ist ein guter Teamgeist wichtig“, so Krompholz. Doch in der schwierigen Personalsituation auf dem Arbeitsmarkt liegt auch eine Chance: „Gut ausgebildete Fachkräfte werden mit Kusshand genommen. Wer eine Ausbildung in der Heilerziehungspflege vorweisen kann, kann sich seinen Job im Prinzip aussuchen. Es ist also ein krisenfestes Berufsfeld mit besten Zukunftsaussichten. Auch wir beim Martinsclub streben bei entsprechender Eignung eine Übernahme unserer ausgelernten Auszubildenden an – denn wir wissen, was wir an unserem beruflichen Nachwuchs haben“, sagt Linda Junk, die die Ausbildung beim Martinsclub koordiniert. 

Empathie, Flexibilität und Einsatzbereitschaft sind gefragt

Doch was müssen angehende Fachkräfte an Fähigkeiten und Eigenschaften mitbringen, um in der Heilerziehungspflege erfolgreich zu sein? „Empathie und ein gewisses Interesse an zwischenmenschlichen Zusammenhängen gehören einfach dazu. Insgesamt ist es ein fordernder, teils auch anstrengender Job, der Einsatzbereitschaft und Flexibilität verlangt. Am wichtigsten ist aber das Interesse an anderen Menschen und Spaß am Miteinander. Besonders schön ist, dass man in der Heilerziehungspflege wirklich die eigene Persönlichkeit mit einbringen kann“, so Junk.

Lilli Krompholz bringt all dies mit – und freut sich auf die zweieinhalb Jahre, die noch vor ihr liegen: „Zwar dauert es noch lange, bis ich fertig bin. Aber langweilig wird es bis dahin sicher nicht. Dafür ist die Arbeit viel zu vielfältig und turbulent.“ Und trotz aller Freude am Job hat sie auch einen Verbesserungsvorschlag: „Nach der Ausbildung muss ich noch ein vom Land Bremen vorgeschriebenes Anerkennungsjahr machen. Ich finde, angesichts der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt sollte dies abgeschafft werden.“


Für die dreijährige Heilerziehungspflege-Ausbildung nimmt der Martinsclub Bremen e. V. ab sofort Bewerbungen entgegen. Ausbildungsstart ist der 1. September 2023. Neben der praktischen Tätigkeit beim Martinsclub besuchen die Auszubildenden die Fachschule für Heilerziehungspflege am Schulzentrum Blumenthal.

Infos zur HEP-Ausbildung beim Martinsclub erteilt Linda Junk per E-Mail hep@martinsclub.de oder telefonisch unter 0421-43819941.

https://www.martinsclub.de/karriere-im-martinsclub/hep-ausbildung

12. April 2023 12.04.23
Martinsclub Bremen e.V.
Buntentorsteinweg 24/26
28201 Bremen
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  • 1973 gegründet
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