Sprinter*innen helfen geflüchteten Menschen in Bremen
Bremen, 21.03.2022 – Entstanden ist das Projekt „Sprinter Bremen“ in 2016, als viele Menschen nach Deutschland geflüchtet sind. Das Haus der Familie in Bremen-Huchting stellte damals 10 Migrant*innen als Integrations- und Sprachmittler*innen ein. Die Aufgabe der sogenannten Sprinter*innen bestand darin, Menschen aus den Flüchtlingsunterkünften "hinauszubegleiten", sie bei ihren Behördengängen und bei Terminen – beispielsweise im Jobcenter, bei Ärzten oder in Schule und Kita – (sprachlich) zu unterstützen.
Von Anfang an übernahm das PBW dabei die Qualifizierung zum interkulturellen Dolmetschen und entwickelte dafür ein passgenaues Konzept – ausgehend von der Frage, welche Kompetenzen die Sprinter*innen benötigen. Dazu zählen neben guten Deutschkenntnissen die Fähigkeit, schnell und flexibel zwischen der deutschen und der Muttersprache wechseln zu können, sowie die Kenntnis entsprechender Fachbegriffe. Zentraler Aspekt der Schulung war von Anfang an aber vor allem, dass die Sprinter*innen die Grenzen ihrer beruflichen Rolle kennenlernen und diese auch einhalten. „In unserer Schulung vermitteln wir deshalb die Grundsätze des verantwortlichen Dolmetschens: Genau hinhören, wortwörtlich übersetzen, bei Unklarheiten nachfragen anstatt zu phantasieren und kulturelles Hintergrundwissen von der sprachlichen Handlung zu trennen“, so Antonia Bontscheva-Sodemann, Schulungsleiterin und pädagogische Mitarbeiterin beim PBW.
In den letzten Jahren hat sich das Projekt Sprinter Bremen weiter entwickelt und den ursprünglichen Stadtteil Huchting verlassen. Die Sprinter*innen arbeiten inzwischen in Integrationszentren in den Stadtteilen Huchting, Vahr, Walle und Bremen-Nord. Voraussetzungen für ihre Einstellung sind unter anderem Deutschkenntnisse auf B2-Niveau und dass sie mindestens zwei Jahre Jobcenter-Kund*innen waren.
Qualifiziert werden die Sprinter*innen unter anderem durch die Schulungen im PBW. Über zwölf Wochen erweitern und festigen die Teilnehmenden ihre Kompetenzen als interkulturell Dolmetschende. Gemeinsam mit Bontscheva-Sodemann lernen sie Fachbegriffe aus den Bereichen Medizin, Bildung und Soziales, erweitern ihre Deutschkenntnisse, üben Dolmetsch-Techniken und besprechen ihre Einsätze als Sprinter*innen sowie die Probleme, die dabei auftauchen.
Denn die Realität hier in Deutschland ist herausfordernd. Die Sprinter*innen müssen das unterstützen und sprachlich ermöglichen, was in der Gesellschaft leider immer noch mit Hürden verbunden ist: die Integration. So klaffen die mitgebrachten Erfahrungen der Kund*innen und die deutsche Realität oft weit auseinander. „Von unseren Sprinter*innen wird oft erwartet, dass sie alle Probleme lösen, die aus diesen Unterschieden entstehen. Dabei können sie nur sprachlich arbeiten. Das zu verstehen, ist ein zentraler Punkt unserer Schulung“, so Bontscheva-Sodemann.
Am Ende tragen die Integrations- und Sprachmittler*innen aber dazu bei, dass Integration kein Zufall bleibt. Sie kommen dort zum Einsatz, wo ausländische Mitbürger*innen auf Grund fehlender Sprachkenntnisse und mangelnder Kenntnisse über die örtliche Infrastruktur an die Grenzen des eigenständigen Handelns kommen. Erfolgreich begleiten die Sprinter*innen geflüchtete Menschen in ganz Bremen und helfen beim Übersetzen und Verstehen von Deutschland.
Aufgrund der aktuellen Lage sucht das Sprinter-Projekt momentan dringend Dolmetscher*innen, die über gute Deutsch- und Ukrainisch-Kenntnisse verfügen, um aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei ihrer Ankunft in Bremen zu begleiten. Anfragen hierzu beantwortet Gabriele Dannemann, Betriebsleiterin bras e.V., Tel. 0421/ 69 60 66-38, gabriele.dannemann@bras-bremen.de
06. Juli 2022
06.07.22